Anfang August landete die Mail zur wöchentlichen La Forêt Feierabendrunde im Posteingang. Radsport Bornmann böte dafür 15 Testräder an. Der Wetterbericht war bescheiden und am Morgen danach hatte ich 150 km auf dem Programm. Da musste ich jetzt nicht unbedingt mitfahren. Aber Moment. Eine 11.500 € Schotter-Rennmaschine mit elektronischer 1×12 Schaltung 30 km durch den Dreck ziehen? Sicher doch! Und so fuhr ich ein BMC Kaius 01 ONE.

Vorweg, mir fehlt jegliche Erfahrung um solch ein Rad seriös zu vergleichen. Der erste Eindruck? Irgendwie Spielzeug. Das Rad wiegt gefühlt nichts und der lackierte Carbonlenker fasst sich an wie Plastik. Aber es fährt ganz angenehm um den Block. Und es schaltet: rechts hoch, links runter. Cool. Hinter Bergshausen verließen wir endlich befestigtes Terrain. Damit machte sich auch der sehr schmale Lenker bemerkbar. Mit 42 cm in den Drops schmaler als mein aktueller Lenker an den Hoods. In Dennhausen angekommen ging es dann einmal durch die Regenfront. Der Weg entlang der Bahntrasse zwischen Grifte und Guntershausen war dadurch unangenehm rutschig aber wir, durch den Fahrtwind, schon wieder am trocknen. Nicht lange, denn zurück in Dittershausen standen wir dann mitten im Gewitter. Also schnell unter einem Garagenvorsprung in Sicherheit gebracht. Das Wasser war da schon egal, aus den Schuhen drückte sich bei jedem Schritt das Wasser. Der weitere Rückweg daher unspektakulär und asphaltlastig wie eigentlich die gesamte Route. Aber immerhin konnte die Merinowolle ihre volle Stärke demonstrieren: Auch nass bis auf die Haut lies es sich ganz gut fahren und aushalten. Und diese Erfahrung konnte mir auch für den kommenden Tag ein wenig Sicherheit mitgeben.

Möchte ich jetzt so ein Kaius? Nein. Ich fand es großartig, so ein Rad mal unter realen Bedingenden zu fahren. Aber es ist eine reine Rennmaschine für Schotterpisten. Dafür hätte ich aktuell keine Verwendung. Ganz im Gegenteil stünde auf meiner Wunschliste aktuell mehr Trails, mehr Bikepacking, mehr Hardtail statt Rennrad. Sehr schnell habe ich mich jedoch an die Sorglosigkeit der elektronischen 1-fach Schaltung gewöhnt. Während meine GRX mal mehr und mal weniger Zicken macht war es hier nur ein Klick und die Schaltung macht einfach was sie soll. Und der minimale Hebelweg erleichtert das Schalten insbesondere in hektischen Situationen enorm. Über das richtige Kettenblatt muss man sich natürlich sowieso keine Gedanken mehr machen. Während des Fahrens bin ich vom elektronischen Schalten also überraschend angetan. Aber an dieser Stelle: Das liebe Geld…
