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Wald-, Wiesen- und Lastenradler. Kassel.

Rich Text Schotter File Reinhardswald

„Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginnen, das uns vom Drama einer Kultur berichtet.“ Ich war auf einer RTF, wie man in (Renn-) Radkreisen so sagt. Als Gravel-Quereinsteiger finde ich aber Reinhardswaldrundfahrt klingt viel schöner.

Das Kürzel RTF steht nicht nur für Rich Text Format, sondern auch für Rad Touren Fahrt. An einem sonnigen Sonntag findet sich dann ein Haufen Rennradelnder zusammen und fährt immer der Beschilderung nach. In diesem konkreten Fall hat die Schilder freundlicherweise die ZG Kassel aufgestellt und ein Haufen Rennradler hat sich bereits in der Regiotram nach Immenhausen zusammen gefunden. Zum missfallen des Zugführers, denn eigentlich dürfen nur zweimal vier Fahrräder in die RT. Aber er lies Gnade walten und so kamen nicht nur alle nach Immenhausen, sondern ich hatte auch direkt ortskundige Lotsen zum Startpunkt im Bernhardt-Vocke-Stadtion. Von dort aus konnte man sich auf 41, 75, 115, 150 oder 225 ausgeschilderte Kilometer durch den Reinhardswald freuen. Oder 74 km auf etwas mehr Schotter dem GPX-Track nachfahren. Dafür war ich natürlich da. Für echtes Rennfeeling gab es, gegen eine kleine Teilnahmegebühr, an der Anmeldung eine Startnummer und los konnte es gehen. Wie genau das jetzt aber auf der Gravel-Route läuft, dass konnte mir auch die Frau an der Anmeldung nicht sagen. Also los und immer dem Track nach.

Der Anfang und das Ende war für bei allen Streckenlängen und auch der Gravel-Strecke identisch. So ging es bei bestem Sommerwetter über asphaltierte Wirtschaftswege und Straßen. Nach etwa 17 km spaltete sich die Gravel-Route hinter Hombressen dann von den anderen Routen ab. Beim Abbiegen in den Waldweg hätte ich mich beim ersten Schotterkontakt dann auch fast direkt auf die Seite gelegt. Vielleicht überbordende Freude? Kurz vor Beberbeck erspähte ich die ersten Radler die auch nach Gravel-Route aussahen. Die Brüder Jan und Chris, mit denen ich dann auch den Rest der Strecke gemeinsam zurückgelegt habe. Nicht lange und wir erreichten in Gottsbüren den ersten, und für die Gravel-Route einzigen, Kontrollpunkt. Hier traf man sich auch wieder mit der Rennradfraktion. Es gab Tuc und frisches Wasser. Und nach Gottsbüren gab es dann den Sauberg. Ob der Name einfach von der Steigung kommt oder ob sich dort früher Schweine im Schatten der Eichen voll gefressen haben, das konnten wir nicht klären. Wir schoben jedenfalls.

Den steilsten Teil der Tour hinter uns waren wir nun mitten im Reinhardswald angekommen. Ein wahres Gravelparadies, wie ich schon im Frühjahr auf der #rideFAR Tour erfahren konnte. Es ging hinab nach Veckerhagen zur Weser hinunter und im Anschluss wieder hinauf in den Wald. Hinter Holzhausen führte uns die Strecke über frisch asphaltierte Radwege durch die Felder. Die Runde ging ihrem Ende zu und wir waren bereits wieder auf dem gemeinsamen Endstück für alle Routen. Hinter Knickhagen wurde es dann noch einmal kurz knackig und es war nochmal schieben in der brennenden Sonne angesagt bevor es auf ruhigen Straßen nach Immenhausen zurückrollte.

In Summe war es ein sehr schöner Tag auf dem Rad mit netten Leuten. In Zeiten wo es im Internet nur so von großartigen GPX-Tracks wimmelt wirkte es auf mich beinahe anachronistisch einer ausgeschilderten Route zu folgen. Vielleicht war auch deshalb der Andrang auf die Gravel-Route sehr überschaubar. Wir zählten, zusammen mit uns selbst, sechs Teilnehmende auf der Gravel-Route von den insgesamt 237 Teilnehmenden der gesamten Reinhardswaldrundfahrt. Ich bin gespannt auf 2024!