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Wald-, Wiesen- und Lastenradler. Kassel.

Sommerrunde 2023 – Rhön-Cross

Der vierte und letzte Teil meiner Sommerrunde führte mich (fast) zurück nach Hause. Kleine Stücke des Mainfranken Gravelers und der Rhön Divide. Über die Wasserkuppe und durch das Rote Moor. Und Hüttencharme gab es auch endlich. Ein würdiger Abschluss!

Der Tag begann mit vertrauten und asphaltierten Wegen entlang der fränkischen Saale. Es war nicht kalt, trocken, aber die Sonne hielt sich noch zurück. In Heustreu verabschiedete ich mich von der Saale, folgte ein kurzes Stück der Streu bevor ich in das Elstal einbog. Ab hier war das Terrain, zumindest auf dem Rad, endgültig unbekannt. Die Grillhütte vor Bastheim bot eine günstige Gelegenheit für eine erste Pause und im Anschluss der Friedhof für frisches Wasser. Beschaulich ging es durch das Tal. Mittlerweile natürlich leicht bergauf, aber auf glattem Asphalt.

Aber nach Oberelsbach kam er dann: Der Berg. Zweistellige Steigung. Unbefestigt. Und genau in diesem Moment lichteten sich die Wolke und die Sonne brannte auf mich herab. Wirklich! Ich schob das schlimmste Stück und kurbelte danach gemütlich weiter bergan. Die Belohnung war ein wunderschöner Flecken Erde und eine beeindruckende Aussicht im Rücken. In der Gegenrichtung als Abfahrt sicherlich spektakulär! Kurz nachdem es in den Wald ging, versorgte mich der Gänsebrunnen mit Wasser das so kalt war, dass die Edelstahlflaschen beschlugen. Der Wald währte nur kurz, die Steigung flachte ab und bei strahlendem Sonnenschein ging es durch blühende Spätsommerwiesen.

Ich kreuzte die Hochrhönstraße kurz darauf zweigte die Route wieder ab in den Wald. Die Ulsterquelle bot noch einmal Gelegenheit für frisches Quellwasser. Die vergangenen Kilometer waren sehr Menschenarm und so bekam ich am Haus am Roten Moor direkt einen kleinen Zivilisationsschock. Das eigentliche Moor wollte ich mir keinesfalls entgehen lassen und schob mein Rad über den Brettersteg. Der Birkenwald auf dem ausgebeuteten Moor hat eine geradezu mystische Atmosphäre. Am Ende des Steges bekommt man vom Aussichtsturm noch einen Blick auf die letzten halbwegs intakten Moorflächen.

Bald darauf kam schon die Wasserkuppe ins Blickfeld. Noch ein kurzer Trail bevor es auf der Straße, vorbei an der Fuldaquelle, nach oben geht. Aussicht, Parkplätze, Segelflieger und oben ganz schön viel Rummel. Aber in Richtung Radon und Fliegerdenkmal wurde es ruhiger und die Aussichten noch einmal beeindruckender. 950 Meter. So hoch hatte ich mein Rad bisher noch nicht gebracht. Die Abfahrt überstieg leider meine Fähigkeiten. Steil und steinig, da war schieben angesagt. Auf halber Strecke gab es quellgekühlte Getränke und Liegestühle. Im Anschluss war der Weg zwar etwas weniger steinig und steil, dafür aber endgültig zu nass für meine Reifen. Das letzte Stück, vorbei am Skilift brachte dann aber doch noch Spaß auf dem Rad bevor es noch einmal bergauf ging.

Vor dem Weiherberg entdeckte ich zum Glück die Wegweiser zur Enzianhütte und legte einen spontanen Abstecher ein. Diesmal gab es auch endlich Wanderhüttenflair, Handkäse mit Musik und eine super Aussicht auf die Milseburg. Ab hier sollte es nur noch bergab gehen. Auf Grund der unsicheren Wetterprognose hatte ich mich am Vorabend für eine asphaltlastige Route nach Fulda entschieden. Keine schlechte Idee. Die Landschaft bleibt gleichschön, gegenüber holpriger Schotterwege spart man aber einfach massig Körner. Als ich da aber hinab rollte und die Landschaft genoss war der Fahrbahnrand plötzlich etwas zu nah. Ich kam von der Straße ab und der Schnellspanner am Hinterrad löste sich. Wie auch immer ich es geschafft habe, am Ende stand ich unversehrt auf der Wiese, das Rad aufrecht mit halb heraushängendem Hinterrad unter mir und von oben fielen die ersten Regentropfen. Wirklich!

Hinterrad wieder rein, Schnellspanner anziehen, kurze Funktionsprüfung der Bremse und ein Blick auf die Schaltung. Es scheint alles gut gegangen zu sein und ich rollte ein Stück weiter unter den Dachvorsprung eines Schuppens. Erst nach der Reinhardswaldrundfahrt und einer Fahrradwäsche bemerkte ich, dass der Reifen durchaus seine Spuren im Lack der Sitzstrebe hinterlassen hat und die Bremsscheibe sich durch den halben Belag gefräst hat. Aber es hätte übler ausgehen können als ein paar neue Bremsbeläge. Auch meine schwankenden Schaltprobleme scheinen auf den sich lockernden Schnellspanner zurück zu gehen. Nachdem sich der Schock gelegt hatte und der Regen sich als Antäuschen entpuppt hatte ging es zügig weiter nach Fulda. Dort lies der Cantus nicht lange auf sich warten und brachte mich und mein Rad wieder ganz nach Hause…