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Wald-, Wiesen- und Lastenradler. Kassel.

Im Zick Zack nach Hann. Münden

Abwechslungsreiche Gravel-Tour mit MTB-Einlagen die von weniger Regen und Neben sicherlich sehr profitiert hätte. Immerhin haben sich Regenjacke und Bereifung bewährt.

Auf dem Fuldaradweg 30 km flussabwärts nach Hann. Münden, Kuchen essen und mit der Bahn zurück war ein Klassiker zu Studiumszeiten. Dank der vorhandenen Räder konnte auch das anstrengend sein. Hier nun eine etwas abenteuerlichere Strecke von Kassel nach Hann. Münden. Auf vertrauten Wegen ging es die Nieste und den Ingelheimbach hinauf nach Nienhagen. Der Wetterbericht prophezeiet die Möglichkeit von Regen. Tatsächlich war es durchgängig eine Mischung aus „schwerem“ Nebel und leichtem Niesel. Gelegentlich aufgelockert durch leichten Regen. Die Furt durch den Ingelheimbach sparte ich mir deswegen und schob über die Brücke daneben. Das Stück von Nienhagen hinauf zum Hochmoor Hühnerfeld hatte ich als große Strapaze in Erinnerung. Die testweise montierte kürzere Übersetzung, vielleicht auch das Training des letzten Jahres, lies diesmal jedoch ein relativ entspanntes Hochkurbeln zu. Und nachdem ich schon mehrfach am Moor vorbeigefahren bin, nahm ich diesmal den Holzsteg durch das Hochmoor. Und ich mag Moore einfach. Der Nebel und die tief hängenden Wolken machten das Erlebnis noch beeindruckender. Durch die Nässe konnte ich meinen Blick jedoch nicht ganz so frei schweifen lassen und musste mich sehr auf jeden Schritt konzentrieren. Die Holzbohlen waren spiegelglatt. Egal ob Schuhsole oder Fahrradreifen. Beides rutschte. Die Abschnitte mit Stufen wurden so zu einer kleinen Herausforderung und fast hätte es mich umgehauen. Trotzdem hat sich die Schiebepassage rentiert.

Vom oberen Ende des Hochmoor Hühnerfeld ging es eigentlich schon direkt nach Hann. Münden hinunter. Immer dem Eselsbach hinterher. Erst auf befestigter Straße und dann auf dem Trail. Für meine Fahrfähigkeiten schon fast etwas zu viel, aber ein sehr sehenswerter Abschnitt. Wer Lust auf mehr Gravel und weniger MTB hat, kann den Abschnitt aber auch einfach umfahren. Am Ende des Trails stand ich dann eigentlich schon vor Hann. Münden. Aber meine Routenplanung hatte da noch ein paar Zacken vorgesehen. Und so ging es einmal um den Berg herum und wieder hinauf zur Autobahn. Die Geräuschkulisse der Autobahn war da schon seit langem ein erstaunlich treuer Begleiter. Das sollte sich erst vor Bonaforth ändern. Ich merkte an dieser Stelle auch schon, das eine kleine Futterpause angebracht wäre. Und meine Erinnerung sagte mir, das laut Karte demnächst eine Schutzhütte kommen müsste. Denn an einen entspannten Rastplatz im Wald war bei dem Wetter nicht zu denken. Nur ein Brunnen und eine Autobahnbrücke. Letztere bot immerhin Regenschutz für weitere Überlegungen. Da kein schönes Plätzchen in Sicht war, entschied ich mich für die Flucht nach vorne. In diesem Fall eine rasante Abfahrt auf Asphalt. Yeah! Eine kleine Schleife und es konnte unter der Bundesstraße hindurch gehen. Das Wasser hatte einiges an Holz, Müll und Pfützen unter der Straßenbrücke zurückgelassen. Ein neugieriger Hund mit freundlichem Herrchen holten mich bei einem kurzen Fotostop ein. Mit Gummistiefeln hatte er die bessere Schuhwahl getroffen. Gibt es die eigentlich auch für Klickpedale? Seiner Wegeempfehlung bin ich trotzdem nicht gefolgt. Denn die Karte hatte einen kleinen Pfad direkt über der Fulda offenbart. Schön

Aber wer zum Wasser hinunterfährt, muss auch wieder hoch. In diesem Fall durch eine Bahnunterführung die mehr Bachlauf als Weg war. Zum Glück sind Fahrradreifen wasserdicht. Und noch ein Stückchen weiter hoch und dann in Richtung Wilhelmshausen. Mit überraschend schöner Aussicht. Wenn da nicht der Nebel gewesen wäre. Hinab nach Wilhelmshausen noch ein kleines Highlight: Zum öffnen des Bahnübergangs bitte Knopf drücken. Eine freundliche Stimme teilt dann mit, dass die Schranken jetzt hochgehen und man drüben bitte bescheid geben soll wenn man durch ist und die Schranken wieder zu können. Toll.

Bei meiner Recherche unter der Autobahnbrücke hat das Internet behauptet, der sehr schöne Biergarten in Wilhelmshausen hätte geöffnet. Ich hatte Zweifel, aber wer weis. Natürlich hat das Internet gelogen! Eine Futterpause musste trotzdem sein vor dem letzten großen Anstieg. Immerhin ein Dach gab es am Fuldaufer. Die zwei Riegel und eine angebrochene Tüte Erdnüsse konnten mich nicht wirklich zufrieden stellen und ich bemerkte auch noch deutliches Spiel in den Konuslagern des Hinterrads. Dazu Regen. Richtiger Regen. Nicht nur so Nieselregen. Das Regenradar sagte, es wird besser. Also raus mit dem Hinterrad, die Lager mit der Hand so gut es ging angezogen, die Beine etwas gestreckt und in die vernebelte Landschaft geblickt.

Das Blau auf dem Regenradar zog vorbei und auch vor meinen Augen wirkte es etwas trockener. Also wieder aufs Rad. Angriff auf den letzten Berg. Von 100 m auf 400 m. Am Tiefpunkt des kleinen Tals lief ein Bach, der sich in den vergangenen Tagen offensichtlich auch über ungewöhnlichere Flächen geschlängelt hat. Meditatives Kurbeln bei dem sich die kurze Übersetzung auszahlte. Mit der Höhe kam auch der Regen, die Wolken, der Nebel näher. Mangels Fahrtwind sammelte sich auf meiner Brille eine undurchsichtige Mischung aus Regentropfen und Beschlag. Und ich hatte die Route bis hier unterschätzt und die Verpflegungsplanung vernachlässigt. Alles nicht förderlich für die Stimmung. Ein Blick auf die Uhr lies den Wunsch nach dem Zug um kurz vor 16 Uhr aufkommen.
Oben angekommen war die Geduld für Genuss dann aufgebraucht. Zügig vorwärts bitte. Die Wasserablagerungen auf meiner Brille beeindruckte das überraschend wenig. Schotter und löchriger Asphalt führten tendenziell bergab in Richtung Tillischanze. Die letzten Meter dorthin wurden noch einmal herausfordernd. Die Forstwirtschaft und der Regen haben eine einzige Matschepampe hinterlassen. Ein kurzer Blick auf Hann. Münden im Nebel und ich beschloss dem erstbesten Wegweiser in Richtung Bahnhof zu folgen. Noch ein wenig Radinfrastruktur die man benutzen muss aber nicht möchte und nahezu zeitgleich mit mir fuhr ein Regionalexpress nach Kassel im Bahnhof ein.

Willkommen zurück in der Zivilisation! Von außen klatsch Nass und das Wasser stand mir in den Schuhen. Die nass-schmierigen Finger konnten das Handy kaum noch bedienen und mit Brille war der Blick schlechter als ohne. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Zeit gebraucht um eine Fahrkarte zu kaufen. Am Bahnhof Wilhelmshöhe habe ich es nicht an Subway vorbei geschafft und die ersten Bissen in den Cookie machten mir sehr deutlich klar: Hunger!

Eine anstrengende aber lohnenswerte Tour. Trotz und auch gerade wegen des Wetters. Zu Testzwecken hatte ich noch am Vorabend die Kassette vom Lastenrad mit 11-42 Zähnen montiert. Die kurze Übersetzung war auf der Tour sehr angenehm, die Zuverlässigkeit der Schaltung war jedoch nicht überzeugend. Die Fahrten durch den Matsch haben es auch sicherlich nicht besser gemacht. Eine längere B-Screw (M4 x 25) hat es dafür gebraucht. Trotzdem ging der Schaltwerkskäfig bei groß-groß auf Tuchfühlung mit der Kette und dem größten Ritzel. Das liegt vermutlich aber auch daran, dass ich keine längere Kette montiert habe. Meine Suche nach einer leichteren Übersetzung wird also weitergehen.